In den letzten Jahren wurden in Berlin und anderswo unzählige selbstverwaltete, unkommerzielle Projekte geräumt. Dieses Jahr soll es weitergehen mit der Meuterei in Kreuzberg, dem Syndikat in Neukölln, der Potse in Schöneberg und der Liebig34 in Friedrichshain.Diejenigen, die die Räumung dieser Projekte vorantreiben und unterstützen, sind diejenigen, die Projekte wie die East Side Mall oder das Hotel Orania verwirklichen; die, die Sozialen Wohnungsbau ausverkaufen, um die Wohnungen für 15 Euro den Quadratmeter weiterzuvermieten; die, die in schicken Restaurants dinieren gehen währenddessen sie keinerlei Skrupel haben, für ihre Profite über Leichen zu gehen – wie bei Rosemarie F., die 2 Tage nach der Zwangsräumung ihrer Wohnung in einer Notunterkunft starb.
Berlin wird ausverkauft, und damit unsere Kiezstrukturen, unsere Orte, unser Leben. Wir sollen an die Stadtränder verdrängt werden, wo wir uns vielleicht noch so gerade die Miete leisten können, während in den Läden, in denen wir mit unseren Freund_innen und Nachbar_innen gelacht, diskutiert, gekocht und gearbeitet haben, teure Cafés oder Büros entstehen, während die Wohnungen, in denen wir aufgewachsen sind, kaputtsaniert werden, um Ferienwohnungen daraus zu machen oder möbliertes Wohnen auf Zeit für die Geschäftsleute, die diese Welt zerstören.
Doch es gibt Widerstand. Am Samstag, dem 6.4., waren allein in Berlin 400000 Menschen auf der Straße, um gegen den Mietenwahnsinn ein deutliches Zeichen zu setzen. Zehntausende fordern die Enteignung von Deutsche Wohnen und Co, Zehntausende wollen eine echte Veränderung. Nur wir, wir alle gemeinsam, können diese Veränderung herbeiführen. Große Demos wie an diesem Samstag sind ein Zeichen dafür, was im Kleinen heranwächst: eine Bewegung, die Selbstveraltung und Solidarität aufbaut und lebt, in den Häusern, in den Kiezen und Kommunen. Wir trauen nicht den Parteien, die sich „solidarisch“ erklären, um Wähler_innenstimmen abzugreifen, während ihre Bullen uns und unsere Freund_innen aus den leerstehenden Häusern prügeln.
Wir wollen und werden unser Leben in die eigene Hand nehmen, gemeinsam mit unseren Nachbar_innen, Freund_innen, im Kiez, in der Stadt, im Land und auf der ganzen Welt.
Wir wissen, dass ihr, Vermieter_innen, Parteien, Bullerei, alle Mittel auffahren werdet, um uns unsere Projekte zu nehmen. Wir vergessen nicht, wie ihr uns geprügelt habt, wir vergessen nicht, wie ihr uns demütigt, wir vergessen nicht eure Spionage und eure Kaltherzigkeit und eure widerliche Gleichgültigkeit. Wir vergessen nicht, wie ihr diese Welt und uns kaputtwirtschaftet und unser Leben und unsere Träume ausbeutet und zerstören wollt. Aber, und das werdet ihr wohl nie verstehen: was wir nicht vergessen, und was so viel mehr wiegt als euer Befehlsgehorsam und eure Unterwürfigkeit und euer Geld, ist das, was wir in diesen Projekten und in unseren Freund_innen wiederfinden.
Wir erinnern uns an die Abende, an denen wir auf den Tischen in der Meute getanzt haben, wir erinnern uns an die Thekengespräche, die wir mit Freund_innen und Fremden über Stunden am Syndikatsthresen geführt haben, wir erinnern uns an die Freundschaften, die wir rund um diese Projekte aufgebaut haben. Wir erinnern uns an die Kraft, die uns diese Bindungen geben, wir erinnern uns an die Solidarität, die wir auf den Straßen spüren konnten, als Projekte geräumt wurden. Wir erinnern uns an den Stolz, den wir verspüren, wenn unsere Freund_innen für das Kämpfen, an das sie glauben.
Denn wir wissen, dass es anders möglich ist. Wir wissen, dass wir unser Leben selbst verwalten können, und dass wir euch dabei garantiert nicht brauchen. Und wir werden so lange kämpfen, bis ihr untergeht.
Wir bleiben alle! Solidarität mit Meute, Syndikat, Potse, Liebig 34, Rigaer 94, G17a, #besetzen, Friedel im Exil und allen anderen!
Kiezkommune Wedding
Kiezkommune Friedrichshain
Kiezkommune Kreuzberg-Neukölln
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