Ein Feminizid oder Femizid ist die Tötung einer Frau durch einen oder mehrere Männer wegen ihres Geschlechts. Diese Art von Gewalt wird auch geschlechterbasierte Gewalt genannt. Der Begriff Feminizide schließt dabei die Rolle von staatlichen Institutionen wie Polizei und Justiz zum Beispiel durch fehlende Aufarbeitung mit ein.
Ursprünglich kommt der Begriff Feminizid aus dem Englischen „femicide“ und ist in den 70er Jahren von der Soziologin Diana Russell geprägt worden. Ab den 2000er Jahren wird der Begriff „femicidio“ von Aktivist*innen aus Lateinamerika verwendet, um auf die hohe Zahl von Feminiziden und die Rolle das Staates dabei aufmerksam zu machen.
Betroffen von Feminiziden sind Frauen, Mädchen, Personen, die sich als Frauen identifizieren und Personen, die zwar als Frauen wahrgenommen werden, sich aber nicht mit dem Begriff Frau identifizieren. Wir sprechen hier von dem Begriff FINTA: Frauen, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen.
In Deutschland versucht jeden Tag ein Mann eine Frau/FINTA zu töten. Jeden zweiten Tag gelingt es. In Berlin wird alle zwei Wochen ein Feminzid verübt. Im Jahr 2020 sind in Berlin 10 Frauen getötet worden.
In deutschen Medien wird bei dieser Art von Gewalt zum Beispiel oft von „Familientragödie“, „Beziehungsdrama“, „Eifersuchtsdrama“, „Beziehungstat“ usw. gesprochen. Das ist schlichtweg falsch und verharmlost die grausamen Tötungsdelikte. Es verschweigt den tatsächlichen Ursprung der Gewalt: Den Frauenhass des Täters.
Wir werden nicht länger eine Gesellschaft dulden, die Gewalt an uns weiter als unglücklichen Zufall ansieht und deren Systematik leugnet. Eine Gesellschaft, deren Strukturen diese Gewalt weiter zulässt und fördert. Wir sind weder Gegenstände noch Besitztümer. Wenn dieses Denken und Handeln nicht enden, erlangen wir niemals die Menschenrechte, die schon lange versprochen sind. Das Gesetz spricht zwar von einer Gleichberechtigung der Geschlechter. Die Realität sieht allerdings weiterhin anders aus.
Wir wollen zueinander finden, uns gegenseitig unterstützen und organisieren und niemanden allein lassen.
Es ist Zeit, genug zu sagen! Genug von der Gewalt, die unser Leben prägt und zu einem System wird!
Dafür müssen wir anfangen, aufeinander zuzugehen und einander zuzuhören. Wir müssen gemeinsam an den Stellen ansetzen, an denen der Staat und ein Großteil der Zivilgesellschaft versagen. Für die Frauen*Kommune Wedding ist eine Antwort auf die gewaltvollen Verhältnisse Selbstorganisierung und der Aufbau von Selbstschutz und von realer Gegenmacht in unseren Kiezen, unseren Straßen und Häusern. Die Isolation und die Individualisierung von Gewalterfahrungen muss beendet werden, das Schweigen durchbrochen und FINTA sich selbst als wehrhafte Menschen verstehen.
Der Kampf gegen patriarchale Gewalt muss von uns selbst, von den Betroffenen und ihren Verbündeten – also von unten – kommen. Deshalb laden wir alle FINTA, die sich einbringen und den Platz im Sinne des anti-patriarchalen Widerstandes mitgestalten wollen, ein, sich den feministischen Strukturen im Wedding anzuschließen.
Die Frauen*kommune Wedding ist auch Teil des Netzwerkes gegen Feminizide. „Das Netzwerk gegen Feminizide – Wir wollen uns lebend“ hat sich Ende 2020 gegründet und ist ein Netzwerk von Kollektiven und selbstorganisierten Gruppen der feministischen Bewegung in Berlin. Diese Kampagne hat das Ziel, Feminizide in Deutschland sichtbar zu machen und fordert unter anderem eine umfassende Prävention und Analyse geschlechtsspezifischer Gewalt, Anerkennung von geschlechtsspezifischer Gewalt als Migrationsgrund sowie verbindliche Verfahrensweisen für die Berichtserstattung. Sie haben den Widerstandsplatz (S+U Wedding) eingenommen, um öffentlich auf den Feminizide aufmerksam zu machen, gemeinsam zu gedenken und mit konkreten Aktionen zu reagieren.