Die Prachttomate ist bedroht! Von unsern Gartenfreund*innen wurden wir eingeladen uns an den Infotagen gegen die Räumung zu beteiligen. Dem sind wir gerne mit einem Stand nachgekommen.
Für jene von euch die wegen dem schlechten Wetter lieber zu Hause geblieben sind wollen wir unsern Beitrag zu der Entwicklung im unsern Kiez nicht vorenthalten : )
„Das Gelände neben dem Gemeinschaftsgarten Prachttomate soll bebaut werden. Realisiert wird die Bebauung durch „Urbansky Architekten“ – eine Gruppe von Architekten, die einige Projekte in Berlin betreuen. Ihre Internetpräsenz spiegelt das wider, was man sich von einem hippen Architektenverband, der Häuser in Berlin baut, erwarten würde. Sie bieten Eigentumslofts, Co-Working-Spaces und ganz viel Glasfassade. Dabei sprechen sie von sich selbst als „Familie“, reden von „sozialer und ökologischer Verantwortung“ und geben sich im Ganzen super „hip“ und „lässig“. Schaut man ein wenig genauer hin, entlarven sie sich schnell selbst. So wird die Sonnenallee vom – Zitat – „ehemaligen Problemviertel“ zum – Zitat – „hippen Szenekiez“ deklariert, der Urbansky Architekten demnächst 5 neue Penthouses zu verdanken hat. Arme Menschen sind also das Problem, das sich lösen lässt, indem man sie aus ihren Häusern zwingt, um Eigentum für Reiche zu schaffen.
Dass Neukölln turbogentrifiziert wird, ist kein Geheimnis. Die Mieten werden absurd teuer, und Projekte wie der geplante Umbau des Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz, Boardinghouses wie an der Flughafenstraße Ecke Hermannstraße, oder eben Konzepte wie die Bebauung des Geländes neben der Prachttomate, sind Ausdruck davon.
Lassen wir uns nicht vergessen, wer dafür verantwortlich ist: unter anderem die rot-rot-grüne Regierung Berlins. Die Zustimmung zu diesem Projekt zeigt einmal mehr, dass auch eine vermeintlich linke Regierung dem Diktat des Kapitals unterworfen ist und wir uns keineswegs auf sie verlassen können oder sollten. So haben die Prachttomatler*innen dem Bezirk und Senat ein Nutzungskonzept vorgeschlagen, das Sozialwohnungen, einen Kiezraum und eine Kita vorgesehen hat. Der Vorschlag wurde zugunsten von Ubansky’s teuren Eigentumswohnungen abgelehnt. Dieser Senat war es auch, der im Frühjahr 2018 eine Räumung nur einen Steinwurf von der Prachttomate entfernt anordnete: eine Haushälfte in der Bornsdorfer Straße 37 wurde besetzt. Die Räumung wurde offiziell aufgrund von „Einsturzgefahr“ unterzeichnet, obwohl die andere Hälte des Hauses bewohnt war und auch weiterhin ist. Der kurzzeitig besetzte Teil steht bis heute ungenutzt leer und die Besetzer_innen sind bis heute mit Repression konfrontiert.
Dies sind nur zwei von unzähligen Beispielen, wie sich auch diese Regierung, sowie alle anderen vor ihr und all jene, die kommen werden, den Ausverkauf der Stadt vorantreibt.
Wir plädieren für solidarische, selbstverwaltete Strukturen, für Organisierung und für eine Stadt von Unten. Aus dem Grund finden wir auch Projekte wie die Prachttomate toll; ein Ort, der der kapitalistischen Verwertungslogik zum Trotz unkommerziellen Raum für alle bietet, die sich beteiligen möchten. Ein Ort, der in all dem Betongrau der Stadt ein Stückchen Ruhe bietet. Wir wünschen uns mehr solcher Orte, wir wünschen uns mehr Vernetzung, mehr Organisierung und mehr Partizipation.“